Gedanken zum Tag; Woche 6, Mittwoch

Thema der Woche: Urteilen und verurteilen

Johannes 3:16-17 (Neue Genfer Übersetzung)
Denn Gott hat der Welt seine Liebe dadurch gezeigt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hergab, damit jeder, der an ihn glaubt, das ewige Leben hat und nicht verloren geht. 17 Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, um sie zu verurteilen, sondern um sie durch ihn zu retten.

Matthäus 7:1-5 (Neue Genfer Übersetzung)
1 Verurteilt niemand, damit auch ihr nicht verurteilt werdet. 2 Denn so, wie ihr über andere urteilt, werdet ihr selbst beurteilt werden, und mit dem Maß, das ihr bei anderen anlegt, werdet ihr selbst gemessen werden. 3 Wie kommt es, dass du den Splitter im Auge deines Bruders siehst, aber den Balken in deinem eigenen Auge nicht bemerkst? 4 Wie kannst du zu deinem Bruder sagen: ›Halt still! Ich will dir den Splitter aus dem Auge ziehen‹ – und dabei sitzt ein Balken in deinem eigenen Auge? 5 Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem eigenen Auge; dann wirst du klar sehen und kannst den Splitter aus dem Auge deines Bruders ziehen.

  1. Korinther 4:3-5 (Elberfelder)
    Mir aber ist es das Geringste, dass ich von euch oder von einem menschlichen Gerichtstag beurteilt werde; ich beurteile mich aber auch selbst nicht. 4 Denn ich bin mir keiner Schuld bewusst, aber dadurch bin ich nicht gerechtfertigt. Der mich aber beurteilt, ist der Herr. 5 So verurteilt nichts vor der Zeit, bis der Herr kommt, der auch das Verborgene der Finsternis ans Licht bringen und die Absichten der Herzen offenbaren wird! Und dann wird jedem sein Lob werden von Gott.

Jesaja 61:1-2 und Lukas 4:18-19 (Elberfelder)

  • auszurufen das Gnadenjahr des HERRN und den Tag der Rache für unsern Gott, zu trösten alle Trauernden – Jesaja
  • auszurufen ein angenehmes Jahr des Herrn – Lukas

Das Maß, mit dem gemessen wird
Der Titel der heutigen Gedanken zum Tag ist nicht schwer nachzuvollziehen. Er kommt aus dem obenstehenden Text aus Matthäus 7. Der oben zitierte Text ist aus der Neuen Genfer Übersetzung. In der Elberfelder Übersetzung lautet er so: „1 Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! […] 5 Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge! Und dann wirst du klar sehen, um den Splitter aus deines Bruders Auge zu ziehen.“

Die Elberfelder Übersetzung formuliert es noch schärfer und damit noch deutlicher: Spiel dich nicht zum Richter auf! Sei kein Heuchler und um etwas über einen anderen sagen zu können, musst du „klar“ sehen können.

Aber noch schöner steht es in The Message:
A Simple Guide for Behavior
71-5’Don’t pick on people, jump on their failures, criticize their faults— unless, of course, you want the same treatment. That critical spirit has a way of boomeranging.’

In The Message steht als Titel über diesem Text „Ein einfacher Verhaltenskodex“. Das wäre in der deutschen Bibel auch ein schöner Titel gewesen. Es geht immerhin darum, wie wir miteinander umgehen. Es ist eine Möglichkeit der Auslegung, die einen Bezug zum zweiten Gebot herstellt: Den Nächsten lieben wie dich selbst.

Wie du über andere urteilst, Maß nimmst, Kritik übst oder auch nur den anderen siehst, hat alles mit Liebe, oder dem Mangel davon, zu tun. Wie du über den anderen urteilst, so urteilst du auch über dich selbst, sagt die Bibel. Mit oder ohne Liebe also.

The Message sagt: „that critical spirit has a way of boomeranging.” Einen Bumerang wirfst du weg, er kommt von dir und kehrt wieder zu dir zurück.

Es beginnt mit einer Handlung, die von dir herkommt. Die Art und Weise, wie du über einen anderen sprichst, wie du den anderen siehst, beginnt bei dir, bei dem, was in deinem Herzen lebt, wie du über dich selbst denkst und wie du dich selbst siehst, und aus dem heraus denkst und sprichst du über andere. Und das kommt schlussendlich als Bumerang wieder zu dir zurück.

Siehst du dich selbst als minderwertig? Dann wirst du – unbewusst – Minderwertigkeit und „Mehrwertigkeit“ als Messlatte gebrauchen. Du bist sehr kritisch und legst die Messlatte bei jemand anderem an und daraus wirst du deine Schlüsse ziehen: Entweder schneidest du schlecht ab oder der andere. Und dadurch wirst du dich noch minderwertiger fühlen. Und dabei sprichst du noch nicht einmal darüber, sondern denkst du nur. Aber auch das ist genauso gut ein Urteil.

Wie viel mehr kommt der Bumerang der Kritik oder des Urteils zu dir zurück, wenn du es laut aussprichst! Wenn du lästerst, jammerst oder, wie die Bibel sagt, wenn du dich verhältst, als wärst du etwas Besseres, also arrogant bist.

Untersuche gut dein eigenes Herz. Wonach verlangst du? Nach welchem „Urteil“ verlangst du? Ich wage mal zu behaupten, dass du Verlangen hast nach Worten der Liebe, der Bestätigung, des Friedens, der Freude und des Erkennens. Genau danach verlangen alle! Und aus diesem Verlangen heraus tun wir manchmal verrückte Dinge. Wir sagen die verkehrten Worte, verhalten uns seltsam oder stecken fest in einer Abhängigkeit.

Danke Gott, wenn du keine Probleme mit irgendeiner Form der Abhängigkeit hast. Und sei ehrlich, hast du keinen Balken in deinem eigenen Auge? Hast du keine Kritik, weil du glaubst, es besser zu wissen? Tust du nicht Dinge, die das Tageslicht nicht vertragen? Kenn dein eigenes Verlangen und deine eigenen Schwächen. Und erkenne, womit du selbst kämpfst, und erkenne das an. Du und ich, wir sind alle gleich. Wir hungern, verlangen und kämpfen alle.

Anstatt den anderen deshalb zu verurteilen, ist es besser, wenn du dich neben den anderen setzt. Nichts sagen, aber ihn wissen lassen, dass du es verstehst. Dass du weißt, wie schwierig es ist. Es ist besser, wenn du ihn segnest.

Dem Text aus Matthäus stellt Petrus einen weiteren „Verhaltenstext“ gegenüber: „Und vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Scheltwort mit Scheltwort, sondern im Gegenteil segnet, weil ihr dazu berufen worden seid, dass ihr Segen erbt!“ (1. Petrus 3:9)

Das ist doch einmal ein nützlicher Bumerang: Wenn du Segen austeilst, empfängst du Segen. Wirf Segen aus/weg und Segen kommt zurück. Ist es schwierig, jemanden zu segnen, an dem du eigentlich etwas zu kritisieren hast, auf den du neidisch bist oder der dir wehtut? Ja, aber es ist das, was Gott verlangt. Warum? Weil wir alle leiden und alle Gott brauchen. Weil wir alle seine Liebe brauchen.

Schau mit den Augen der Liebe und du wirst deine eignen Schwächen und Verlangen sehen und die bei anderen wiedererkennen und wissen: Da ist jemand, der Liebe braucht, genauso wie ich.

Römer 3:23-24: „Denn alle haben gesündigt und erlangen nicht die Herrlichkeit Gottes 24 und werden umsonst gerechtfertigt durch seine Gnade, durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist.“ Kein Urteil und keine Kritik, sondern die Gnade darf triumphieren, durch Jesus Christus.